Aufgeben oder Weitermachen?

Jeder Mensch hat so seine Krankheiten, seine „Wehwechen“, wie man so schön sagt.

 

Man kann diese Krankheiten als Chance ergreifen, als Chance, um zu wachsen, sich selbst und das Leben besser zu verstehen. Oder man kann an seinem Leiden verzweifeln und zugrunde gehen. Beides ist möglich. Beides ist legitim. Du hast es selbst in der Hand.

 

Bei mir ist es immer wieder eine Mischung aus beidem. Es gibt Momente, in denen verliere ich jeglichen Lebensmut, und es gibt Momente, in denen packe ich das Problem am Schopfe und sage: „Auf geht’s! Schauen wir mal, wer von uns beiden gewinnt!“

 

Heute hatte ich seit längerer Zeit einmal wieder einen sehr schweren Hörsturz. Ich habe ca. 90% meines Gehörs verloren. Verbale Kommunikation und Zuhören ist nur noch bei direktem Augenkontakt und starker Konzentration auf das Gegenüber möglich, Musik ist für mich nur noch als verzerrt klirrender Brei wahrnehmbar. Ich bewege mich irritiert im Raum, weil sich meine Sinne erst auf die neue Situation einstellen müssen. Und das in einer Phase, in der ich gerade dabei bin, mein Leben umzukrempeln, eine Selbstständigkeit aufzubauen und in der ich mir klare Ziele gesteckt habe, um diese herausfordernden Zeiten zu bewältigen.

In solchen Momenten stellt sich die Frage danach, aufzugeben oder weiterzumachen noch drängender als zu anderen Zeiten.

 

Es sind aber auch genau diese Zeiten, in denen ich beginne zu schreiben und Bilder zu malen. Es sind die Zeiten, in denen ich die Ablenkungen der Außenwelt wie Netflix oder Youtube loslassen muss, ebenso wie die Nachrichten mit den Weltproblemen, die ich so gerne alle lösen würde und denen ich manchmal doch so hilflos gegenüberstehe. Es sind die Zeiten, in denen ich komplett auf mich selbst zurückgeworfen bin.

 

Und es sind diese Zeiten, in denen ich mich wieder daran erinnere, warum ich gerade daran arbeite, meine eigenen Erfahrungen, die Dinge die mir heute helfen und auch in der Vergangenheit immer wieder geholfen haben, in einem Onlinekurs für andere nutzbar zu machen; Die Dinge, die mir Mut machen, die mich selbst stabilisieren und die mir trotz solcher Situationen helfen, mich wohl zu fühlen.

Wir können uns zu jeder Zeit entscheiden, ob wir aufgeben oder weitermachen; Ob wir unser Leid als Chance ergreifen oder daran zerbrechen.

 

Ich las heute von Menschen, die nach jahrelanger Taubheit plötzlich wieder hören konnten und welchen, die nach langer Zeit ihren Tinnitus loslassen konnten. Ich persönlich bin der festen Überzeugung, dass es für jeden von uns und zu jeder Zeit einen Pfad zur Heilung gibt. Die Frage ist, finden wir ihn, bevor wir den Glauben daran verlieren?